Die heilige Katharina von Siena (1347 – 1380) und ihre Zeit

(5.Teil)

Fürsprecherin und Helferin der Seelen - Fest am 30. April
Es gibt unzählige Wunder, die auf Grund der Fürsprache der heiligen Katharina geschehen sind, und zwar nicht nur nach ihrem Tod, sondern auch schon zu ihren Lebzeiten! Am wertvollsten sind sicher diejenigen Gebetserhörungen, die ihr zum Heil der Seelen gewährt wurden, wie Raimund von Capua richtig betont.
Er erwähnt in diesem Zusammenhang auch die Sorge und den Einsatz Katharinas für das Seelenheil ihrer Eltern. Als sie beim Sterben ihres Vaters Gott bat, er möge doch ohne die Leiden des Fegfeuers in die ewige Herrlichkeit eingehen dürfen, erhielt sie die Antwort: „Wenn auch dein Vater mehr als andere Verheiratete ein rechtschaffenes Leben geführt hat, wenn er auch viele Mir wohlgefällige Dinge vollbracht hat, insbesondere was er an dir getan hat, so verlangt die Gerechtigkeit, dass seine Seele durch Feuer gereinigt werden muss, denn der Staub des irdischen Lebens haftet seiner Seele an“. Katharina bat dann: „Lass jene Seele nicht den Leib verlassen, wenn sie nicht auf diese oder jene Weise so vollständig gereinigt ist, dass sie des Fegfeuers nicht mehr bedarf!“ (Raimund von Capua, a.a.O., S.281).
Als die Seele des Sterbenden jedoch daraufhin lange Zeit den Leib nicht verlassen wollte, obwohl die Körperkräfte schon völlig geschwunden waren, fügte sie ihrer Bitte hinzu: „Wenn diese Gnade nicht gewährt werden kann, ohne dass Gerechtigkeit geübt wird, dann möge diese Gerechtigkeit mich treffen. Ich bin bereit, für meinen Vater jede Strafe zu erdulden, die Deine Güte beschließt“.
Als ihr geantwortet wurde: „Siehe, wegen deiner Liebe … erfülle ich deine Bitte“ (ebd.), sei Katharina an das Bett ihres Vaters getreten, habe ihm Mut zugesprochen und ihm von der kommenden Glückseligkeit erzählt, die ihm nun bald geschenkt werde, so dass er mit ganz wunderbarer Freude sterben konnte. Sie selbst wurde jedoch unmittelbar danach von Leibschmerzen erfasst, die sie bis zum Ende ihres eigenen Lebens nicht mehr verließen.
(Anm.: Die Kirche kennt und anerkennt das Gebet für die Armen Seelen durch die noch Lebenden. Wie wir schon im jetzigen Leben hier auf Erden die natürlichen Schmerzen unserer Mitmenschen mittragen und lindern können, so lässt Gott offenbar bis zu einem Grad auch ein übernatürliches Mitsühnen von zeitlichen Strafen für die Sünden anderer Seelen zu. Auch Gottes Sohn hat ja unsere Menschennatur angenommen, um an unserer Stelle die Strafen für unsere Sünden auf sich zu nehmen!).
Katharina durfte dann auch sehen, wie die Seele des Vaters in das ewige Licht einging. Da sie selbst, wie schon berichtet, bei ihrem mystischen Tod schon einmal einen kurzen Blick in die Herrlichkeit des Himmels tun durfte, war sie beim Begräbnis ihres Vaters voll Freude und Glückseligkeit und sprach allen anderen reichlich Trost zu. Der Vater erschien ihr auch später wiederholt, warnte sie vor manchen Anschlägen des Bösen und dankte ihr immer wieder für die Gnade, die sie ihm erbeten hatte.
Viel betete Katharina auch für die Bekehrung von schweren Sündern, besonders in ihrer Todesstunde. Sie verhalf durch Gebet und persönlichen Beistand so manchem, an dessen Bekehrung niemand mehr glauben wollte oder konnte, zum großen Wunder einer außerordentlich glückseligen Sterbestunde.
Um 1370 wurde in Siena ein reicher Bürger, Andrea Naddini, erst um die vierzig Jahre alt, schwer krank. „Der nie Kirchen besucht und zu keiner Zeit seines Lebens die Priester geschätzt hatte“ (Raimund von Capua, a.a.O., S.284) – auch das gab es also schon damals in einer sonst ganz katholischen Umgebung! -, wollte auf dem Krankenbett von einem Priester oder gar von Buße und Vorbereitung auf eine guten Tod nichts wissen. Niemand konnte ihn zur Umkehr oder zur Aufgabe seiner reuelosen Haltung bewegen. Da bat Katharinas Beichtvater, Fra Tommaso, die Heilige um ihr Gebet für diesen Menschen.
Die ganze Nacht habe Katharina daraufhin für die Bekehrung dieser Seele gebetet, bis der Herr zu ihr sprach: „Ich werde den, für den du mit so glühendem Eifer eintrittst, bald bekehren“ (Raimund von Capua, a.a.O., S. 286). Zur selben Stunde sei der Herr dem Sterbenden erschienen und habe ihm gesagt: „Warum, mein teures Kind, willst du die Kränkungen, die du mir angetan hast, nicht bekennen? Bekenne nur, denn Ich bin bereit, dir großmütig deine Schuld zu vergeben“ (ebd.). Das Herz des Mannes wurde erschüttert und verlor seine Kälte und seine unbußfertige Härte. Er rief nach einem Priester und bekannte seine Sünden mit tiefem Reueschmerz. Danach setzte er noch sein Testament auf und verschied in großer Gottergebenheit.
Einmal weilte Katharina bei einer Mitschwester mit Namen Alessa, als von der Straße draußen lautes Getöse zu hören war. Da erblickten die Frauen vom Fenster aus auf einem Wagen zwei zur Hinrichtung geführte Verbrecher, die auch zur Folter mit glühenden Zangen verurteilt waren und dementsprechend von den Henkern gequält wurden. Katharina wich wie vom Blitz getroffen vom Fenster zurück und nahm Zuflucht im Gebet. Sie hatte nämlich rings um die Männer eine Schar Dämonen gesehen, die sie an der Seele noch mehr brannten als die Henker an ihrem Fleisch.
Da wurde ihr die Gnade zuteil, diese Verurteilten im Geist auf diesem ihrem letzten Weg zur Hinrichtung begleiten zu dürfen. Die bösen Geister hätten ihr daraufhin gedroht, in sie zu fahren, wenn sie nicht verschwinde. Sie aber habe geantwortet: „Was Gott will, das will auch ich; ich werde darum nicht von meinem Vorhaben ablassen“ (Raimund von Capua, S. 290).
Am Stadttor sei den Verbrechern dann der Erlöser erschienen, mit Wunden bedeckt und von Blut überströmt, der sie voll Erbarmen zur Umkehr ermahnte. Mit tiefer Reue hätten die beiden dann bei einem herbeigerufenen Priester gebeichtet. Es wurde bekannt, dass Katharina in derselben Stunde ihr Gebet für die Männer beendete, als diese ihre Seele aushauchten. Einige Tage später hörten ihre Mitschwestern sie dann sagen: „Ich danke Dir, Herr, dass Du sie aus dem zweiten Kerker befreit hast“ (ebd. S. 291). Als sie gefragt wurde, was ihre Worte bedeuten sollten, antwortete sie, dass sie gesehen habe, wie jene Räuber schon in der Herrlichkeit des Paradieses weilten. Wie der rechte Schächer am Kreuz hatten auch sie ja schon viel und schwer für ihre Sünden hier auf Erden gelitten, vereint mit und in der Liebe Christi am Kreuze, die ihnen auch Anteil an Seiner Gnade erwirkte!
Weitere wunderbare Bekehrungen ereigneten sich in der Familie Tolomei, die zu den führenden Adelsgeschlechtern Sienas gehörte und deren Palazzo auch heute noch bewundert wird. Besonders Giacomo, der Erstgeborene, war durch Ruchlosigkeit und Stolz bekannt. Er lebte ohne Gottesfurcht und hatte schon zwei Menschen eigenhändig getötet. Seine Mutter Rabe fürchtete sehr, dass er, aber auch seine gefallsüchtige und nur an weltlichen Torheiten interessierte Schwester Ghinoccia ewig verlorengehen könnten. Sie flehte daher Katharina an, dass sie mit ihnen, vor allem mit Ghinoccia, ein wenig über das ewige Heil reden möge.
Katharina erfüllte diesen Wunsch gerne, und auf ihre Worte und ihr Gebet hin legte Ghinoccia bald alle weltliche Eitelkeit ab, ja sie nahm sogar das Kleid der Schwestern von der Buße des heiligen Dominikus - wie kurz darauf auch ihre Schwester Francesca - und lebte fortan in Gebet, Betrachtung und Buße.
Als Giacomo, der damals nicht in der Stadt weilte, davon hörte, geriet er in Zorn und kehrte außer sich vor Wut und mit schrecklichen Drohungen ins väterliche Haus zurück. Seine Mutter konnte ihn nur mit Mühe und vielem Zureden so weit bringen, doch erst einmal den folgenden Tag abzuwarten, um die Sache dann besprechen und auch klären zu können.
Sie rief dann früh am nächsten Morgen Fra Tommaso, den Beichtvater Katharinas, der vorsichtshalber noch einen anderen Dominikaner mitnahm. Zunächst war an einen guten Ausgang der Sache nicht zu denken. Doch als Katharina für diesen Sünder in dieser Stunde zu beten begann, wurde er, der vorher seine Schwester und alle Priester zu töten gedroht hatte, plötzlich sanft, ja er demütigte sich und „spie das ganze Gift aus, das er in der Seele hatte (um eine Redensart Caterinas zu gebrauchen)“ (Raimund von Capua, a.a.O., S. 295). Das heißt, er bekannte seine Sünden, worauf Katharina aus ihrer Verzückung wieder zu sich kam und dies einer Gefährtin mitteilte, noch ehe die Ordensbrüder zurückkehrten und von der unerwarteten, wunderbare Bekehrung mit Erstaunen und Erschütterung berichteten. Giacomo und seine Schwestern blieben Gott in ihrem ganzen späteren Leben treu und ertrugen selbst Leiden mit großer Geduld. Auch der jüngste Bruder Matteo trat schließlich wie seine Schwestern den Dominikanern bei. So war auf das Gebet Katharinas hin großer Segen über die Familie gekommen.
Auch ein anderer Bürger Sienas, Nanni di Ser Vanni, lebte fern von Gott, nach der Sitte in der Stadt mit vielen Mitbürgern in Auseinandersetzungen oder gar Feindschaft. Er war bekannt für seine Rachsucht und seine Verschlagenheit. Nach außen oft den Anschein der Friedensliebe heuchelnd, suchte er seine seinen Feinde durch allerlei heimtückische Anschläge und Fehden möglichst große Unannehmlichkeiten zu bereiten. Wiederholt war es dabei bis zum Totschlag gekommen, weshalb ihn selbst verbrecherische Menschen mieden.
Katharina strebte danach, mit ihm zu sprechen, wozu ihn schließlich ein heiligmäßiger Augustiner-Eremit, Bruder William aus England, überreden konnte, allerdings nur unter dem Vorbehalt, dass er die heilige Jungfrau Katharina nur einmal sehen und anhören, sein sonstiges Verhalten aber nicht ändern wolle. Als er kurz später die Heilige dann aufsuchen wollte, war diese gerade unterwegs im Dienst einer anderen Seele, und er traf nur Raimund von Capua, der zu dieser Stunde zufällig ebenfalls zum Hause Katharinas gekommen war.
Raimund verwickelte ihn, der eigentlich sofort wieder gehen wollte, in ein Gespräch. Eine Beendigung seiner vielen Feindschaften lehnte Nanni dabei vehement ab. Da kam Katharina zurück und begrüßte ihn mit himmlischer Liebenswürdigkeit. Doch auch ihr gegenüber zeigte er sich missmutig und hart und erklärte, er sei nur hier, weil er es dem Bruder William einmal versprochen hatte.
Katharina betete. Nanni versuchte, möglichst schnell wieder wegzukommen, und bot so aus „Höflichkeit“ an, eine Feindschaft unter anderen, ihrem Willen gemäß, aufzugeben, bevor er wieder gehen müsse.
Doch als er sich erheben wollte, um zu gehen, sagte er plötzlich: „O mein Gott, welchen Trost spüre ich im Herzen, dass ich zum Frieden ja gesagt habe! ... Mein Herr und mein Gott, was ist das für eine Kraft, die mich zieht und festhält?… Ehrwürdige Jungfrau, ich will tun, was ihr verlangt… Ich erkenne, dass mich Satan gefesselt hielt, und will alles tun, wozu ihr mir ratet. Sorgt für meine Seele, dass sie den Händen des Teufels entrissen wird!“ (Raimund von Capua, a.a.O., S. 299). Er beichtete reumütig und versöhnte sich wieder mit Gott und seinen Feinden.
Merkwürdigerweise ließ ihn aber gerade da wenige Tage später der Bürgermeister verhaften. Man sprach von seiner möglichen Enthauptung. Als Raimund die Jungfrau aufsuchte und ihr bange klagte: „Während er noch dem Teufel diente, ist ihm nichts Böses widerfahren; jetzt aber, da er sich zum Herrn bekehrt hat, wüten Himmel und Erde gegen ihn“ (ebd., S. 300), da antwortete Katharina: „Ihr solltet euch freuen! Denn nun könnt Ihr erkennen, dass der Herr die ewige Strafe von ihm abgewendet hat, da Er ihn schon im gegenwärtigen Leben büßen lässt. …Seid nicht besorgt, dass er verzweifeln könnte: Er, der ihn vor der Hölle bewahrt hat, wird ihn auch aus dem Gefängnis befreien“ (ebd.).
Und wirklich: Nanni wurde wenige Tage später wieder freigelassen, verlor zwar viel von seinen Gütern und seiner Habe, schenkte aber dennoch in einer öffentlichen Urkunde Katharina ein schönes Kastell, zwei Meilen außerhalb der Stadt gelegen, im Hinblick auf die mögliche Errichtung eines Frauenklosters. Mit Erlaubnis von Papst Gregor XI. (1370 – 1378) begann Katharina dort dann auch unter dem Namen „Heilige Maria von den Engeln“ die Gründung eines Reformklosters, das aber allerdings nicht lange bestand und schon acht Jahre nach ihrem Tod wieder verkauft worden ist.
Wie sehr die Sorge um das seelische Heil ihrer Mitmenschen Katharina nicht nur zum Gebet, sondern auch zu großem persönlichen Einsatz antrieb, zeigt auch ihr entschlossenes Handeln bei der Hinrichtung von Nicolo Tuldo, einem jungen Edelmann, der aufrührerische Reden gegen die Regierung von Siena geführt hatte. Er war deshalb zum Tode verurteilt worden, was ihn zu verzweifelter Raserei im Gefängnis führte.
Katharina schreibt in einem Brief an Raimund von Capua: „Ich habe den besucht, von dem Ihr vernahmt, und es stärkte und tröstete ihn so sehr, dass er beichtete und sich gut vorbereitete. Er bat mich um Gottes willen, ihm zu versprechen, zur Zeit der Hinrichtung bei ihm zu sein. Das versprach ich und tat es auch. Am Morgen begab ich mich vor dem Läuten zu ihm und tröstete ihn. Ich führte ihn zur Messe, und er empfing die heilige Kommunion, die er nie mehr empfangen hatte. Sein Wille war ergeben, dem Willen Gottes unterworfen; er hatte nur Furcht, im letzten Augenblick nicht stark zu bleiben … Er sagte zu mir: ‚Bleibe bei mir und verlass mich nicht, dann sterbe ich zufrieden.‘ Und er lehnte sein Haupt an meine Brust … Ich sprach zu ihm: ‚Mut, mein lieber Bruder, bald werden wir bei der ewigen Hochzeit sein. Du wirst hinkommen, gebadet im Blute des göttlichen Sohnes, im süßen Namen Jesu, den du nie vergessen darfst. Ich werde dich am Richtplatz erwarten.‘ Nun denket, darauf wich alle Furcht aus seinem Herzen …, er freute sich sogar…
Ich erwartete ihn also am Richtplatz, und zwar unter stetem Gebet in Gegenwart Mariens und der Jungfrau und Märtyrerin Katharina (+ um 306, Anm.). Bevor er kam, kniete ich mich selbst hin und legte den Kopf auf den Block. Ich flehte zu Maria, sie möchte ihm Licht und Herzensfrieden verleihen. Meine Seele war dann so erfüllt von der süßen Verheißung, die mir da zuteil wurde, dass ich von dem vielen Volke, das umherstand, niemand sah.
Und er kam wie ein sanftmütiges Lamm, und als er mich sah, lächelte er und wollte, dass ich das Zeichen des Kreuzes über ihn mache. Ich tat es und sprach zu ihm: ‚Wohlan zur Hochzeit, lieber Bruder, bald wirst du das ewige Leben erlangt haben.‘ Er kniete mit großer Sanftmut nieder. Ich entblößte seinen Hals, beugte mich zu ihm und erinnerte ihn an das Blut des Lammes. Seine Lippen sagten immer nur Jesus und Katharina. Und so empfing ich sein Haupt in meine Hände, und sein Auge schloss sich mit den Worten: ‚Ich will‘“(Riesch, Helene, a.a.O., S. 66f.).
Die Art, wie Katharina streng und doch zugleich liebevoll die Menschen zur Umkehr bewegte, kann man beispielhaft an einigen Zeilen aus ihren vielen Briefen erahnen. „Ich, Katharina, Dienerin und Sklavin der Diener Jesu Christi, schreibe Euch in Seinem kostbaren Blute… Die größte Liebe erwies uns Gott, als Er Sein Leben für uns hingab… O mildester, liebevoller Sohn Gottes! Du hast unser Lösegeld verdient und bezahlt… O treuester Bruder, schlaft nicht länger mehr im Tode der Sünde! … Kommet, reinigt die Fäulnis Eures Leibes und Eurer Seele. Seid nicht grausam gegen Euch selbst, seid nicht Euer eigener Henker … Kehrt zurück zu Eurem Schöpfer, öffnet die Augen Eurer Seele und schauet, wie groß das Feuer Seiner Liebe ist … Seht Ihr denn nicht, dass dieses Fleisch sterblich ist? … Größer ist Gottes Barmherzigkeit als unser Laster, doch nur, wenn wir uns bessern und durch die heilige Beicht reinigen … Vielleicht habe ich Dinge gesagt, die Ihr nicht gerne hört. Verzeiht mir! Die Liebe zu Eurem Seelenheile trieb mich dazu an; hätte ich Euch nicht lieb, so würde ich mich nicht einmischen noch darüber besorgt sein, Euch in den Händen des Teufels zu sehen; aber weil ich Euch liebe, kann ich dies nicht ertragen und wünschte, Ihr möchtet Anteil an dem Blute des göttlichen Sohnes haben“ (Riesch, Helene, a.a.O., S. 84f.).
Katharina schrieb und sprach oft ungestüm und fordernd, aber immer merkte man aus ihren Worten ehrliches Mitgefühl, niemals Überheblichkeit oder Hochmut. Ihre Worte waren immer sehr ehrlich und herzlich und konnten wohl deshalb mit der Gnade Gottes auch in den Herzen ihrer Mitmenschen so Großes erreichen und bewegen.
Raimund von Capua berichtet, dass Papst Gregor XI. ihm und zweien seiner Mitbrüder die Vollmacht erteilte, allen Menschen, die zu Katherina kamen, die Absolution zu erteilen, weil „manchmal Frauen und Männer zu Tausenden oder in noch größerer Zahl gleichzeitig und wie von einer unsichtbaren Posaune gerufen von den Bergregionen und aus anderen Gegenden rund um Siena zusammenströmten, um Caterina zu sehen und zu hören. Nicht nur durch ihr Wort, auch durch ihren Anblick wurden sie sich sogleich ihrer Vergehen bewusst und weinten und trauerten über ihre Sünden. Sie eilten zu den Beichtvätern … und beichteten mit großem Schuldbewusstsein… Und dies geschah nicht nur einmal oder zweimal, sondern sehr oft“ (Raimund von Capua, a.a.O., S. 302).
„Das Drängen der Bußwilligen war so groß, dass ich wiederholt unter der unermesslichen Arbeit ermattete und verdrießlich wurde. Caterina aber betete ohne Unterlass, und sooft ihr ein Fisch ins Netz ging, das sie selbst zum Fang ausgeworfen hatte, frohlockte sie wie eine Siegerin im Herrn …Es ist mir unmöglich zu beschreiben, welches Glück ihre Seele dabei empfand … ich kann nur sagen, dass sie auch unsere Herzen damit erfüllte, so dass wir jeden Gedanken an Müdigkeit verloren” (Raimund von Capua, a.a.O., S.303).

(Fortsetzung folgt)

Thomas Ehrenberger

 

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